Die Johannesgemeinde Heikendorf
- Ein Blick in die Vergangenheit -
.... über den Wassern schwebte der Geist Gottes (Gen 1,1)
Die Nachkriegszeit ging zu Ende. Der materielle Wiederaufbau Deutschlands war weitgehend geschafft und in der jungen Bundesrepublik begann man erneut, über den Sinn des Lebens nachzudenken.
Überall wurden Akademien gegründet, um die Fragen der Zeit zu diskutieren. Es war aber auch die Zeit der großen Zeltmissionen und der Evangelisation. Nach der totalen ideologischen Verführung sollte eine geistige und geistliche Erneuerung stattfinden. Gläubige Christen wollten Menschen zu Jesus Christus führen.
Am 28. April 1962 wurde die Deutsche Inland-Mission e.V. (DIM) von Jochen Lagemann gegründet, die ihren Wirkungsbereich vor allem in Norddeutschland sah. In ihrem Auftrag machten sich Jürgen und Christa Bonßdorf, seit dem 10. Januar 1981 als Missionare in Laboe tätig, an die Arbeit, was konkret bedeutete, von Haus zu Haus gehen und „Klinken putzen", den Menschen das Evangelium an die Haustür bringen, einladend und ein Wort des Trostes und der Hoffnung zurück lassend. Ihr Wirken hatte Erfolg. Zentrum der gemeinsamen Treffen war der Kindergarten in Laboe, der bereits vorher von der DIM im Hause Katzbek 4 eröffnet worden war. Und es wurden immer mehr. Zum Kreis der Aktiven zählten sich ganz besonders Geschwister um Ruth Heinemann.
Am 4. September 1983 entschloss man sich, eine Gemeinde nach biblischem Vorbild zu gründen - zunächst in der Form eines eingetragenen Vereins. „Das war das Ergebnis 20jähriger Missionsarbeit." schreibt Jürgen Bonßdorf in seinem Grußwort an die Gemeinde. Zur gleichen Zeit wohnte in Laboe eine kleine Gruppe von Familien, die zur Ev.- Freikirchlichen Gemeinde an der Wilhelmi-nenstraße in Kiel gehörten und sich regelmäßig in einem Hauskreis traf. Weil der Weg zur Gemeinde weit und beschwerlich war - mit Bus und Schiff über die Förde! -wurde dieser Hauskreis bald Ersatz für die weit entfernte Gemeinde. Zu diesem „Frauenhauskreis" gehörten die Schwestern Steinkraus, Pawlitzki, Müller, Krause, Jerke, Anna Zielke und das Ehepaar Terner. Man traf sich bei Schwester Karla Hartz zu Hause. Wie ihre Tochter Marga Hartz heute berichtet, haben sie vor allem die intensiven Gebete beeindruckt. Wichtigstes Anliegen war: eine eigene Gemeinde vor Ort! So dauerte es nicht lange bis man sich zu gemeinsamen Gottesdiensten und gemeinsamem Gebet im Kindergarten traf und dort Gastrecht genießen durfte. Gemeinsam verfolgte man das Ziel, noch mehr Menschen zum Glauben an Jesus Christus zu führen und eine eigene Gemeinde zu gründen. Es tauchte jedoch die Frage auf, wie denn die zu gründende Gemeinde sich orientieren sollte? Als Brüdergemeinde, wie die Deutsche Inland-Mission es vorsah, oder als EFG im Bund Ev.-Freikirchlicher Gemeinden (BEFG), als Baptistengemeinde also. Und, weil Werner Zimmermann dort in der gleichen Straße wohnte und Erfahrungen mit der Gründung einer Gemeinde in Elmschenhagen gesammelt hatte, waren alle sehr dankbar, dass er sich zur Mitarbeit bereit erklärte.
Am 3. Juni 1984 war die Entscheidung gefallen. Jürgen Bonßdorf wechselte von der DIM zur "Heimatmission" des BEFG und übernahm den pastoralen Dienst in der - als Teilgemeinde der EFG in Elmschenhagen gegründeten - Johannesgemeinde. Als Gemeindeleiter fungierte jetzt ganz offiziell Werner Zimmermann. Aber die Gemeinde wuchs, immer mehr Menschen besuchten die Gottesdienste und nahmen an den Gemeinschaftsveranstaltungen teil, so dass sich die Notwendigkeit größerer und eigener Räume ergab. Jürgen Bonßdorf und Werner Zimmermann gingen auf die Suche. Zunächst in Laboe und danach in Heikendorf, dem Ort, den Werner Zimmermann für die Ausbreitung des Evangeliums als strategisch günstiger hielt. Und er sollte recht behalten. Am Möltenorter Weg 53 machte man "eine unverhoffte Entdeckung" (W.Z.) Dort fanden sie ein leer stehendes Ladenlokal einer geschlossenen Metzgerei und wurden mit der Inhaberin schnell handelseinig. Werner Zimmermann spricht noch heute von einer Gebetserhörung! Die Renovierungs- und Umbauarbeiten konnten beginnen. Unterstützt von Helfern aus Elmschenhagen und der "Wilhelminenstraße" und mit Spenden aus diesen Gemeinden konnte an dieser Stelle ein Versammlungsraum für bis zu 75 Personen sowie die notwendigen Nebenräume erstellt werden.
Relativ schnell entschloss sich aber Jürgen Bonßdorf, einen Lehrauftrag am Theologischen Seminar Rheinland anzunehmen und Laboe zu verlassen, weshalb die Gemeinde einen neuen Pastor brauchte. Man suchte und fand ihn Ende 1985 in Gerhard Rosenbaum, der unmittelbar aus dem Missionseinsatz im Ausland heimgekehrt, der geeignete Mann war. Der lebendige und engagierte Einsatz von Pastor Rosenbaum - und besonders seiner Frau Rosi - führte zu weiterem Wachstum der Gemeinde, was die Notwendigkeit größerer Räume bestätigte.
Am 15. Dezember 1985 (3. Advent) wurden die neuen Gemeinderäume eingeweiht. „Das war ein großer Sprung nach vorn, der von unserer kleinen Schar viel Mut und Umdenken gefordert hat. Einerseits sich für die nun relativ hohen Mietkosten zu verpflichten und andererseits den Versammlungsort von Laboe nach Heikendorf zu verlegen.“ schreibt Werner Zimmermann in seinem Bericht über die Eröffnung in Heikendorf in der Zeitschrift „Die Gemeinde“ (1986) und am 9. Februar 1986 wurde der Dienstantritt Rosenbaums in einem feierlichen Gottesdienst gefeiert. Am 4. September 1987 erhielt die Gemeinde dann vom Bund ihre Selbständigkeit zugesprochen.
„Bereits 2 Jahren später führte das Wachstum der Gemeinde erneut zur Enge. Wir erkannten, wir waren noch auf dem Wege und mussten dennoch eine neue, auf Zukunft ausgelegte Lösung suchen. [...] Wieder forderte Gott unseren Glauben heraus.“ Wie Werner Zimmermann weiter berichtet, wurde ihnen sehr schnell ein Gebäudekomplex am Teichtor 13 (Verkaufs- und Ausstellungsräume eines ehemaligen Möbelhauses mit Wohnhaus) angeboten. „Wir waren überzeugt, dass uns Gottes Hand hier einen Weg wies. Die Gemeinde war willig, diesen für sie ganz großen Schritt mit außergewöhnlichem finanziellem Aufwand auf sich zu nehmen. Bürgermeister und Gemeindeverwaltung unterstützten dieses Vorhaben.“ - sowie indirekt auch eine Bürgerinitiative, die sich gegen die Errichtung eines Supermarktes auf diesem Gelände aussprach.
Die Gemeinde zählte zu dieser Zeit 65 Mitglieder, die nicht nur ganz erhebliche finanzielle Mittel aufbringen, sondern in einem Zeitraum von 1 1/2 Jahren beträchtliche Eigenleistungen erbringen mussten. Ein geflügeltes Wort aus dieser Zeit: „Der Samstag gehört der Gemeinde!“ Viele - unter anderen die Mitglieder des Frauenhauskreises in Laboe - sind in persönliche Haftung für einen Teil der neuen Schulden eingetreten.
Am Teichtor 13 - spätere Adresse „Am Herrkamp 1“ - nach Zukauf eines angrenzenden Grundstücks, blühte die Gemeinde weiter auf. Jetzt konnte man im eigenen Taufbecken taufen und nicht mehr nur in Elmschenhagen bzw. in der Ostsee. Die erste Taufe fand am 10. Dezember 1988 in der Johannesgemeinde statt. In dem großen Versammlungsraum konnten Weihnachtsbasare abgehalten werden, die von vielen Bürgern Heikendorfs gerne besucht wurden, das Frauenfrühstück wurde zur Regel und der Seniorenkreis der Gemeinde hat seit 1992 dort einen festen Platz.
Im Laufe der Jahre haben viele Menschen in der einen oder anderen Form in der Gemeinde ihren Dienst getan und der Gemeinschaft gedient. Neben Jürgen Bonßdorf zu Beginn, dann Pastor Gerhard Rosenbaum (von 1986 bis 1996), Werner Zimmermann , Siegmar Assmann und heute Johannes Hepp. Die Gemeinde wächst weiter und ist jung geblieben weil das Evangelium von der Errettung und Erlösung durch Jesus Christus niemals alt wird. Während im Laufe der Zeit fast alle Akademien wieder geschlossen worden sind, lebt diese, unsere Gemeinde weiter.
Um mit Waldemar Wildes zu sprechen:
„Alles war und ist Gnade!“
Klaus Rönnefahrt